Aus­sa­ge des Baye­ri­schen Bau­ern­ver­bands: Die Tier­hal­tung ermög­licht vie­ler­orts erst die Erzeu­gung von Lebensmitteln.

Mythos: In Bay­ern ermög­licht die Tier­hal­tung vie­ler­orts erst die Erzeu­gung von Lebensmitteln.

Der Aus­sa­ge liegt die Behaup­tung zugrun­de, es gäbe in Bay­ern vie­le Flä­chen, auf denen kei­ne für den Men­schen ess­ba­ren Pflan­zen ange­baut wer­den kön­nen, son­dern ledig­lich Fut­ter­mit­tel für Tie­re. In der Tat ist etwas mehr als ein Drit­tel (35%) der land­wirt­schaft­li­chen Nutz­flä­che Dau­er­grün­land und dient vor­wie­gend dem Anbau von Grä­sern zur Ver­füt­te­rung an Milch­kü­he und Mast­rin­der ([2], S.6). Bei die­sem Dau­er­grün­land han­delt sich aber nicht um natür­li­ches Urgras­land (Step­pe, Savan­ne) auf­grund gerin­ger Nie­der­schlags­men­gen oder dem Kli­ma, son­dern um anthro­po­ge­nes Gras­land, das ehe­mals Wald war [4]. Sowohl Nie­der­schlä­ge als auch Nähr­stoff­ge­hal­te der Böden erlau­ben den Anbau von für Men­schen ess­ba­re Pflan­zen. Ledig­lich für land­wirt­schaft­li­che Gerä­te schlecht zugäng­li­che Gebie­te sind für den geziel­ten Pflan­zen­an­bau unge­eig­net. In Bay­ern sind dies Licht­wei­de­flä­chen in den Alpen­re­gio­nen. Sie machen aber nur 1% der land­wirt­schaft­li­chen Nutz­flä­che aus. Über die­se Flä­chen wer­den nur 3% der baye­ri­schen Mast­rin­der und 0,3% der Milch­kü­he mit Grä­sern ver­sorgt [5].

Ohne Tier­hal­tung wird ein Groß­teil der land­wirt­schaft­lich nutz­ba­ren Flä­che aber sowie­so nicht benö­tigt, so dass sowohl der sehr gerin­ge Anteil an Licht­wei­de­flä­chen unbe­wirt­schaf­tet blei­ben, als auch das Gras­land — dort wo sinn­voll — wei­ter rena­tu­riert wer­den kann (z.B. durch Umwand­lung in Wald, Moo­re). Zusätz­lich kön­nen Tei­le des für Fut­ter­mit­tel genutz­ten Acker­lands auf­ge­fors­tet oder in bio­di­ver­ses Gras­land umge­wan­delt werden.

Dass der Mensch auf tie­ri­sche Nah­rungs­mit­tel nicht ange­wie­sen ist, hat unter ande­rem die Ame­ri­ka­ni­sche Gesell­schaft für Ernäh­rung im Jahr 2016 offi­zi­ell bestä­tigt. Dem­nach ist eine rein pflan­zen­ba­sier­te Ernäh­rung für alle Pha­sen des Lebens­zy­klus geeig­net, ein­schließ­lich Schwan­ger­schaft, Still­zeit, Säug­lings­al­ter, Kind­heit, Jugend, höhe­res Erwach­se­nen­al­ter und für Sport­ler. Der Kon­sum tie­ri­scher Pro­duk­te ist hin­ge­gen Ursa­che für bestimm­te Erkran­kun­gen, dar­un­ter ischä­mi­sche Herz­krank­heit, Typ-2-Dia­be­tes, Blut­hoch­druck, bestimm­te Krebs­ar­ten und Fett­lei­big­keit [8].

Die Uni­ver­si­tät Oxford bestä­tigt in einer Stu­die, dass pflan­zen­ba­sier­te Ernäh­rung sowohl am gesün­des­ten als auch kli­ma­schon­ends­ten ist [7]. Es ist wis­sen­schaft­li­cher Kon­sens, dass die Pro­duk­ti­on tie­ri­scher Pro­duk­te ein Viel­fa­ches an Flä­che im Ver­gleich zu pflanz­li­chen Alter­na­ti­ven benö­tigt. Kon­kre­te Zah­len sind für Bay­ern öffent­lich nicht ein­seh­bar, aber eine glo­bal ange­leg­te Meta-Stu­die der Uni­ver­si­tät Oxford belegt die Inef­fi­zi­enz: welt­weit wer­den 83% der land­wirt­schaft­li­chen Flä­chen für die Pro­duk­ti­on von Fleisch, Aqua­kul­tur, Eiern und Milch genutzt, wäh­rend die­se Pro­duk­te nur 18% der Lebens­mit­tel­ka­lo­rien und 37% des Pro­te­ins lie­fern [6]. In Bay­ern wer­den ca. 60% der land­wirt­schaft­li­chen Flä­chen für die Tier­hal­tung benö­tigt [22], jedoch erhöht sich die­ser Wert deut­lich, wenn die Flä­chen für die Pro­duk­ti­on des impor­tier­ten Fut­ter­mit­tels mit ein­ge­rech­net würden.

Da der mensch­li­che Kör­per tie­ri­sche Pro­duk­te nicht benö­tigt, kön­nen somit Flä­chen, die für die Pro­duk­ti­on tie­ri­scher Pro­duk­te genutzt wer­den, frei­ge­ge­ben wer­den. 76% der für Tier­hal­tung genutz­ten Flä­chen kön­nen auf­ge­fors­tet und in bio­di­ver­ses Gras­land umge­wan­delt wer­den [6].

Durch Auf­fors­tung der frei­ge­wor­de­nen Flä­chen kön­nen dem Kli­ma­wan­del und dem Kol­laps der Bio­di­ver­si­tät effek­tiv ent­ge­gen­ge­wirkt wer­den. Bis zu 55% des durch fos­si­le Ener­gie­trä­ger jähr­lich glo­bal emit­tier­ten Koh­len­di­oxids kann durch die Umwand­lung von Tier­hal­tungs­flä­chen in Wald und bio­di­ver­ses Gras­land auf­ge­nom­men wer­den [32][33].